Zwei zentrale Akteure der deutschen Zivilgesellschaft werden in der Spendenforschung verstärkt kooperieren: Das Deutsche Zentralinstitut für soziale Fragen, DZI, und der Deutsche Fundraising Verband, DFRV, stimmen sich bei ihren jeweiligen Erhebungen, Analysen und Veröffentlichungen zum Spendenverhalten zukünftig eng miteinander ab. Das Ziel: mehr Klarheit, Verlässlichkeit und Stringenz der Angaben etwa zum Spendenvolumen, den Spendenzwecken und zum Spendenverhalten in Deutschland. Außerdem wird durch die neue Kooperation der Zugang zu Instrumenten der Marktforschung für viele Spendenorganisationen erleichtert. Das soll ihre Planungs- und Entscheidungsprozesse im Sinne eines wirksamen und wirtschaftlichen Mitteleinsatzes weiter stärken und professionalisieren.
Wie viel wird in Deutschland gespendet, wie viele Menschen spenden überhaupt – und für welche Zwecke? Auf diese einfach wirkenden Fragen geben die in Deutschland veröffentlichten Studien bisher teils sehr unterschiedliche Antworten. Das liegt an den eingesetzten, unterschiedlichen Erhebungsmethoden. Es kommt zum Beispiel darauf an, wen man fragt: die Menschen ab 10, 16 oder 18 Jahren? Alle Deutsche, Deutschsprechende oder alle hier Lebende? Auch wie die Daten erhoben werden, hat Auswirkungen auf die Ergebnisse: auf der Straße, an der Haustür, per Telefon oder Online.
Das DZI stützt sich bei den Analysen seiner Spendenstatistik neben den hochwertigen Daten der Spenden-Siegel-Organisationen vor allem auf die Daten des Sozio-oekonomischen Panels (SOEP), der renommierten Erhebung des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW). Sie stützt sich auf die Befragung von 30.000 Menschen und ist eine der größten und am längsten laufenden multidisziplinären Panelstudien weltweit. Entsprechend umfassend und fundiert ist die sich darauf stützende Berechnung des jährlichen Spendenvolumens in Deutschland: Es lag 2023 nach Angaben des DZI in Kooperation mit dem DIW bei 12,8 Mrd. Euro.
Der Deutsche Spendenmonitor erhebt seit 30 Jahren das Spendenverhalten der Deutschen sowie Imagewerte und Bekanntheit verschiedener Spenden sammelnder Organisationen. Derzeit wird die jährliche Studie durch Bonsai Research im Auftrag des Deutschen Fundraising Verbandes durch eine Umfrage unter 5.000 Internetnutzer:innen zwischen 16 und 70 Jahren in Deutschland durchgeführt, die Rückschlüsse auf die Gesamtbevölkerung zulassen.
Die Daten aus dem Spendenmonitor ergeben ein Spendenvolumen von 5,8 Mrd. Euro im Jahr 2023. Ein Widerspruch zu den vom DZI veröffentlichten 12,8 Mrd. Euro? Nein! Denn im Spendenmonitor werden Spenden nur bis zu maximal 1.500 Euro pro Jahr berücksichtigt – im Sozio-oekonomischen Panel aber bis zu 30.000 Euro. Der DFRV und das DZI haben sich jetzt darauf verständigt, dass deshalb die Spendensumme aus dem Spendenmonitor zukünftig als Teilsumme kenntlich gemacht und zusätzlich die umfassende, von DZI und DIW gemeinsam berechnete Spendensumme genannt wird. Zudem wurden weitere Details wie etwa die Formulierung einzelner Fragen oder die Einteilung der abgefragten Spendenzwecke harmonisiert.
Transparenz des Spendenverhaltens ist nicht nur für die interessierte Öffentlichkeit wichtig – um die Bedeutung des Engagements besser zu erkennen und Vertrauen zu fassen – sondern auch für Spenden sammelnde Organisationen – um gut informiert und kompetent über den Einsatz der ihnen anvertrauen Mittel entscheiden zu können. Deshalb erleichtert die neue Kooperation von DZI und DFRV nun den Zugang zu den vertraulichen Marktforschungsdaten des Spendenmonitors ganz erheblich: Von sofort an erhalten Organisationen, die das renommierte DZI Spenden-Siegel tragen, beim Erwerb der Umfrageergebnisse die gleichen finanziellen Vergünstigungen, wie sie bisher nur den Mitgliedern des DFRV angeboten werden.
Larissa Probst, Geschäftsführerin des Deutschen Fundraising Verbandes betont, dass es „ein riesiger Mehrwert ist für die Medienarbeit, aber auch für die Zivilgesellschaft selbst, ihre Bedeutung und Größe durch eine verbesserte Erhebung der Marktzahlen belegen zu können“.
Prof. Tom Neukirchen, Beirat im DFRV, äußert sich begeistert: „Für mich geht ein Traum in Erfüllung, dass endlich die Kräfte der Zivilgesellschaft in der Marktforschung gebündelt werden – und man gemeinsam für Forschung und Praxis viel mehr erreichen wird.“
Burkhard Wilke, Geschäftsführer des DZI, meint: „Die Bereitschaft zum Spenden erfordert neben Empathie verlässliche Informationen und Vertrauen. Diese Grundlage wollen DZI und DFRV mit der neuen Zusammenarbeit stärken. Kooperation in der Zivilgesellschaft ist möglich und nötig, gerade auch bei sehr heterogenen Profilen und Aufgaben der Akteure.“
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Burkhard Wilke, Geschäftsführer und wissenschaftlicher Leiter
Tel. 030-839 001-11 und 0176-8410 5240
Pressemitteilung vom 3.9.2024 (PDF-Fassung)