Klimaschutz – was tun?

Brennende Regenwälder, eine sich rasant verringernde Artenvielfalt der Tiere und ein drohender Klima-Kollaps: Diese Probleme fordern die Menschen weltweit heraus. Dabei gibt es viele Möglichkeiten, sich für den Erhalt der Natur einzusetzen und zugleich einen Beitrag zur Verbesserung der Entwicklungschancen der Menschen vor Ort zu leisten.

Als die damals 15-jährige Greta Thunberg im August 2018 erstmals den Schulunterricht boykottierte, um stattdessen vor dem schwedischen Reichstagsgebäude für eine bessere Klimapolitik zu demonstrieren, dürften die meisten sie eher belächelt haben. Inzwischen ist sie zu einer, wenn auch unfreiwilligen, Ikone einer weltweiten Bewegung geworden, das Gesicht einer ganzen Generation, die für mehr Klimaschutz kämpft. Und auch wenn die Reaktionen der übrigen Bevölkerung stark schwanken, von Verständnis über Zustimmung bis zu Spott und blankem Hass, das Thema hat eine Reichweite erlangt, die man kaum für möglich gehalten hätte. Neu sind die Sorgen nicht, schon seit Langem warnen Wissenschaftler vor den unkalkulierbaren Auswirkungen, die der Klimawandel mit sich bringt. Allein in Deutschland gibt es zahlreiche Organisationen, die auf ihre Weise gegen die sich anbahnende Katastrophe kämpfen.

Bäume pflanzen gegen CO2

Viele Organisationen arbeiten mit Schulen zusammen, um früh das Bewusstsein zu schärfen

PRIMAKLIMA e.V. beispielsweise setzt sich bereits seit fast 30 Jahren für den Erhalt und die Mehrung von Wäldern ein, um auf diese Weise zum Klimaschutz beizutragen. Ein wichtiger Teil ist hier die Kompensation von CO2. Dass der Ausstoß dieses Gases maßgeblich zu der Erderwärmung beiträgt, dessen sind sich die meisten bewusst. Etwa zwölf Tonnen davon verursacht jeder Deutsche im Schnitt jedes Jahr. PRIMAKLIMA ermöglicht auf seiner Seite nicht nur, den eigenen CO2-Fußabdruck zu berechnen, um so das Bewusstsein zu schärfen, sondern gibt auch Tipps, wie sich diese Menge reduzieren lässt. Doch das hat alles Grenzen, völlig vermeiden lassen sich Emissionen natürlich nicht. Um den eigenen Verbrauch zu kompensieren, bietet PRIMAKLIMA daher die Möglichkeit, sich an Aufforstungsprojekten zu beteiligen, durch die das CO2 wieder gebunden wird. „Wir haben zu diesem Zweck der CO2-Kompensation unter anderem Projekte in Uganda oder Bolivien“, erklärt Lars Forjahn, Geschäftsführer und Mitglied des Vorstands. „Und wir würden das gern noch weiter ausbauen, beispielsweise indem wir in Uganda einen Wildparkkorridor schaffen zwischen zwei Nationalparks.“

Kampf um Flora und Fauna

Vogel
Wälder sind nicht nur für das Klima wichtig, sondern das Zuhause bedrohter Tierarten

In Nicaragua entstand schon vor mehr als zehn Jahren ein Projekt, das Kleinbauern unterstützen und zugleich für das Thema sensibilisieren soll. Derzeit steht Indonesien weit oben auf der Liste an Ländern, in denen sich die Organisation noch stärker engagieren möchte – Stichwort Palmöl, für dessen Produktion massiv in die Umwelt eingegriffen wird. Aber auch in Sachsen oder Niedersachsen werden Bäume angepflanzt, oft in Zusammenarbeit mit Schulen oder sogar Kitas, die ihrerseits schon früh ein Bewusstsein für das Thema schaffen sollen. Denn auch wenn es inzwischen eine breite Masse erreicht, so gibt es immer noch Zweifler, die keinen Handlungsbedarf sehen, stellt Lars Forjahn von PRIMAKLIMA fest. „Ich finde es wichtig, da immer mit dem neuesten Stand der Wissenschaft zu argumentieren und das Thema auch immer wieder zu erklären, eben weil es so komplex ist. Doch der größte Fehler, den man machen kann, ist, es als Thema der Zukunft zu verkaufen. Klimawandel bedeutet nicht nur, dass irgendwann der Eisbär weg ist. Er ist hier und jetzt, und man kann ihn sehen.“

Als TROPICA VERDE vor ebenfalls 30 Jahren gegründet wurde, geschah dies zunächst zum reinen Ziel der Umweltbildung in Frankfurt am Main und Umgebung. „Wir sind in Schulen gegangen, haben Vorträge gehalten, auch an der Universität“, erklärt Dr. Janina von Römer, Leiterin des Informationsbüros. „Wir wollten ein Bewusstsein für die Problematiken schaffen. Denn das war damals kaum vorhanden.“ Schon bald gab es aber aufgrund persönlicher Kontakte erste Projekte in Costa Rica, zumal es sich schon damals gut dort arbeiten ließ. Daran hat sich seither nichts geändert, das mittelamerikanische Land ist auch heute noch Vorreiter in Sachen Umweltschutz und unterstützt Organisationen sehr bei ihrem Ziel, den Regenwald zu erhalten. Aber auch die Wiederbewaldung von Flächen, die für die Viehzucht gerodet wurden, ist ein wichtiges Thema. Mit einem einfachen Bepflanzen ist es hierbei nicht getan, denn die neuen Pflanzen müssen über Jahre hinweg gepflegt werden.

Drittes Standbein ist seit einiger Zeit der Artenschutz. „Wir haben beispielsweise im Norden eine 103 Hektar große Landfläche im Brutgebiet der Großen Soldatenaras. Das ist eine bedrohte Art, die auf bestimmte Bäume angewiesen ist“, berichtet Janina von Römer. Auch TROPICA VERDE versucht, Flächen in der Nähe von Naturschutzgebieten zu erstehen, damit natürliche Korridore entstehen. Doch trotz der Ausweitung der Aktivitäten bleibt die Umweltbildung bis heute ein Anliegen des Vereins, sowohl hierzulande als auch vor Ort, dank einer engen Zusammenarbeit mit lokalen Organisationen, die in die Schulen gehen. Die Resonanz ist dabei durchweg positiv, gerade auch in Monte Alto, wo unmittelbar die Auswirkungen der Arbeit zu sehen sind – wenn etwa ein Bach wieder mehr Wasser führt.

Mit erneuerbaren Energien in die Zukunft

Neu angepflanzte Bäume binden CO2 und helfen auch dabei, die Entwicklungschancen der Bevölkerung vor Ort zu sichern

Auch Brot für die Welt setzt auf eine Zusammenarbeit mit lokalen Organisationen und verfolgt hierbei das Ziel, Klimaprojekte mit klassischer Entwicklungshilfe zu kombinieren. Seit 2005 ist das evangelische Hilfswerk bereits auf diese Weise in Bangladesch tätig, einem Land, das heute schon stark von dem Klimawandel betroffen ist. Wichtig ist dabei neben Katastrophenvorsorge und Klimaanpassung die Förderung erneuerbarer Energien. „Im Süden gibt es derzeit mehrere größere Risiken. Da wären zum einen die Zyklone, die immer häufiger und stärker werden. Das zweite ist die zunehmende Versalzung, die zum Teil durch die Zyklone verursacht wird, aber auch geologische Veränderungen und einen steigenden Meeresspiegel“, fasst Pamela Metschar, Referentin für Bangladesch, die Situation vor Ort zusammen. Gemeinsam mit dem Partner CCDB hat Brot für die Welt eine Umkehr-Osmose-Anlage aufgebaut, um den Menschen in den Trockenmonaten zu helfen, wenn das Trinkwasser knapp wird. Sie wird aber nicht wie üblich von einem Diesel-Generator betrieben, sondern von einem Solar-Panel. Auf diese Weise können am Tag bis zu 4.000 Liter Wasser aufbereitet werden, und das zu null Emissionen. Auch solarbetriebene Pumpen und Bewässerungsanlagen sind bereits im Einsatz.

Länder wie Bangladesch spüren schon heute die Auswirkungen des Klimawandels

Doch der Wandel beginnt immer mit den Menschen, wie Metschar klar stellt. „Uns ist es wichtig, die Leute mitzunehmen und ein Bewusstsein herauszubilden. Denn derzeit gibt es noch eine große Lücke zwischen dem, was auf nationaler Ebene im Bereich der Wissenschaft diskutiert wird, und wie die Leute das vor Ort erfahren. Aus dieser Idee des gegenseitigen Lernens ist das Konzept für ein Klimazentrum bei Dhaka entstanden. Es soll Ende nächsten Jahres eröffnet werden und den Menschen die Möglichkeit geben, hautnah mehr über Chancen beim Klimaschutz und der Klimaanpassung zu lernen.“

Oliver Armknecht

Der Artikel erschien im Spendenmagazin 2019.

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