Ein Jahr danach: 655 Millionen Euro Hochwasser-Spenden / Zum Stand der Verwendung

DZI-Umfrage: 35% bisher ausgegeben / 46% projektiert oder konkret geplant

Die Spendensammlungen für die vom Hochwasser betroffenen Menschen im Westen Deutschlands haben ein Jahr nach der Flutkatastrophe den Stand von 655 Millionen Euro erreicht. 80 Prozent der Gelder wurden an Hilfsorganisationen gespendet, 18 Prozent an staatliche Einrichtungen und zwei Prozent an übrige Körperschaften wie etwa Sparkassen. Dies ergab eine neue Umfrage des Deutschen Zentralinstituts für soziale Fragen (DZI) mit Informationen von 49 Hilfswerken und Bündnissen, staatlichen Einrichtungen und Verbänden. Damit hat sich das Aufkommen an Geldspenden seit der DZI-Umfrage vom November 2021 um weitere 71 Mio. Euro erhöht.

38 der befragten Einrichtungen mit einem Spendenvolumen von zusammen 472 Mio. Euro gaben gegenüber dem DZI auch den Stand ihrer Mittelverwendung an. Danach hatten sie zum Zeitpunkt der Umfrage Ende Juni 2022 35 Prozent der erhaltenen Spenden ausgegeben, weitere 46 Prozent der Gelder waren für Vorhaben projektiert oder zumindest konkret eingeplant. Der Einsatz der verbleibenden 19 Prozent dieser Spendensumme soll nach Angaben der Einrichtungen teils bis Ende 2024 erfolgen (7 der 19 Prozentpunkte), und ansonsten nach 2024 (12 der 19 Prozentpunkte). 30 Prozent der antwortenden Organisationen gaben an, bereits sämtliche Mittel selbst verausgabt oder aber weitergeleitet zu haben.

37 der befragten Spendenempfänger äußerten sich zu der Frage, was eine noch schnellere Verwendung der Gelder erschwert habe. Mit 54 Prozent am häufigsten wurden dabei schwierige Abstimmungsprozesse mit anderen Beteiligten, wie staatlichen Stellen, Partnerorganisationen oder Versicherungen genannt. Rund ein Drittel (35 Prozent) der Einrichtungen sah in dem gemeinnützigkeitsrechtlichen Klärungsbedarf ein ernstes Hindernis. Elf Prozent der Organisationen gaben Schwierigkeiten an, alle Gelder sinnvoll für den vorgegebenen Zweck einzusetzen.

„Die Hochwasserhilfe bestätigt die schon bei anderen Hilfseinsätzen gemachte Erfahrung, dass es teils erhebliche Zeit braucht, um Wiederaufbaumaßnahmen wirksam zu planen und durchzuführen. Bei der Hochwasserhilfe 2021 kamen große Schwierigkeiten hinzu, die in einem hoch entwickelten Land vorhandenen vielfältigen Ressourcen der Hilfe effizient und gesetzeskonform aufeinander abzustimmen“, sagt Burkhard Wilke, Geschäftsführer und wissenschaftlicher Leiter des DZI in Berlin. „Hier mangelte es an einer zentralen Koordinationsebene, auf der sich die an der Hilfe beteiligten Einrichtungen und Initiativen des Staates, der Wirtschaft und der Zivilgesellschaft schnell und zentral hätten abstimmen und austauschen können. Zugleich sind die Hilfsorganisationen herausgefordert, in der Kommunikation mit der Öffentlichkeit ein noch besseres Verständnis dafür zu schaffen, dass der wirksame Einsatz von Spenden neben Fachkompetenz auch ausreichend Zeit erfordert“, so der DZI-Geschäftsführer.

Ergebnispapier „Ein Jahr danach: Hochwasser-Spenden 2021“

Pressekontakt:

Burkhard Wilke, Geschäftsführer und wissenschaftlicher Leiter
Tel. 030-839001-11 und 0176-8410 5240

Pressemitteilung vom 12.07.2022 (PDF-Fassung)

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